Infobrief Juli 2012

Keine Aussicht mehr auf eine (rechtzeitige) Tannentracht

Eine Umfrage bei den badischen Stockwaagenimkern und Waldtrachtbeobachtern hat ergeben, dass keiner mehr, in welcher Region auch immer, mit einer Tannentracht rechnet. Mitte Juni sah es in der Tanne z.T. noch recht vielversprechend aus. Zwischenzeitlich hat die Entwicklung der Grünen Tannenhoniglaus stagniert oder ist sogar zurück gegangen. Sehen wir es positiv: Auch die Bäume brauchen einmal eine Ruhepause und das Regenwetter, das uns schon die ganze Saison über nervt, hat dem Wald sicher gut getan. Besser vermehrt haben sich wieder einmal die Varroamilben und die Ergebnisse der Gemüll- und Puderzuckerdiagnosen zeigen von Woche zu Woche eine dramatisch ansteigende Tendenz.


Bienenpflege

Wer jetzt seine Bienen vernachlässigt, hat nächstes Jahr keine mehr! Das bezieht sich vor allem auf eine rechtzeitige, gründliche Entmilbung und einen steten Futterstrom zur Aufrechterhaltung des Sommerbrutnestes, das die Winterbienen erzeugt. Die Resthonigmengen in den Völkern sind oft so gering, dass man sie eigentlich belassen sollte. Häufig hat der Honig ohnehin einen erhöhten Wassergehalt, nicht selten über 20%. Soweit das untere Magazin brutfrei ist, wird es einfach weggenommen, einzelne Brutwaben ggf. ins Volk zurück gegeben. Zu einer möglichst bienenverträglichen Varroabekämpfung sollte man dafür sorgen dass im oberen Magazin keine Brutwaben hängen, die bis an den Oberträger bebrütet sind. Solche Waben gibt man ins untere Magazin. Brutwaben mit einem schönen Honig- oder Futterkranz können oben belassen werden. Nun erfolgt eine Stossfütterung mit mindestens 5 Litern Zuckerwasser oder Futtersirup. Wegen der erhöhten Räubereigefahr sollten die Arbeiten an den Völkern und besonders die Fütterung, abends vorgenommen werden. Sind die Völker gut mit Flüssigfutter versehen, erfolgt die erste Behandlung mit 85%iger Ameisensäure (AS) im Liebig-Dispenser. Einräumige Völker bekommen 50 ml, zweiräumige 100 ml in die Vorratsflasche. Da der Bekämpfungserfolg temperaturabhängig ist, sollte man immer den Wetterbericht für die nächsten 3-4 Tage im Blick behalten. Ideal ist trockenes Wetter mit um die 25°C Tagestemperatur. Unter 15°C ist die Wirkung zu gering, über 30°C zu heftig. Ein großes Plus beim Liebig-Dispensers ist die präzise und gut verständliche Gebrauchsanweisung. Es ist genau angegeben welche Beutenart und Volksstärke wieviel AS in die Flasche bekommt und bei welcher Temperatur welche Dochtgröße gewählt werden muss. Die Kontrolle des Behandlungserfolges ist die tägliche Verdunstungsmenge, die ebenfalls auf der Flasche angegeben ist. Verdunstet zu wenig AS in einer bestimmten Zeit, muss von einer schlechten Wirkung ausgegangen werden. Bei der ersten Behandlung der Völker muss die Flasche nach 3-4 Tagen leer sein! Nähere Ausführungen zur aktuellen Varroabekämpfung bietet das Varroatelefon unter: 0711 459-22660.


Tracht vortäuschen

Wer diese Arbeiten nicht erst Ende des Monats durchführt, kann die Bienen nach der Erstbehandlung mit einem Langzeit-Futterdepot versorgen. Das erzeugt mit einen kontinuierlichen Futterstrom im Volk eine Art Ersatztracht und animiert die Bienen zur Pflege von möglichst viel Brut. Dabei werden auch bereits Wintervorräte eingelagert. Über die momentan in der Natur angebotenen Blüten darf man sich keine Illusionen machen. Erstens fehlt es meist an den notwendigen Blüh-Flächen, andererseits kommt selbst bei relativ warmem Wetter kein Nektar in die Völker, solange der Nord- und Ostwind weht - und sei es nur ein Säuseln.

Zur Beurteilung der Nektartracht genügt es auch, sich einfach eine Wabe mit schlüpfender Brut anzusehen. Wenn die geschlüpften Zellen nicht sofort wieder mit Eiern belegt wurden, muss darin Nektar eingelagert werden. Bleiben die geschlüpften Zellen jedoch trocken, ist das ein Zeichen, dass nichts von draußen rein kommt. Tropft es aber aus schräg gehaltenen Waben, ist klar, dass es den Bienen wieder besser geht. Etwas günstiger sieht es mit der Pollentracht aus, die nicht so sehr von der Witterung abhängt. Erzeugt man einen kontinuierlichen Futterstrom im Volk, kann aber die Pollenflugaktivität wesentlich erhöht werden. Dazu gibt es 2 Möglichkeiten: 1. Alle 2 Tage 1⁄2 Liter Zuckerwasser 1:1 abends im Deckelfuttergeschirr verabreicht. Dazu braucht man Zeit und die Bienen sollten in der Nähe stehen. 2. Ein Block Fondant-Zuckerteig wird in der Mitte quer durchgeschnitten. Die Abdeckfolie des Volkes zieht man soweit nach hinten, dass die Wabenoberträger in einem Streifen von etwa 10 cm frei liegen. Jetzt setzt man ein Leermagazin auf und legt den Zuckerteigblock mitsamt der Verpackungsfolie mit der Schnittstelle nach unten so auf, dass sie teils auf die Folie, teils auf die freien Oberträger zu liegen kommt. Die Bienen scheucht man mit Rauch und Besen gründlich weg, damit es keine Toten gibt. Auf das Leermagazin kommt natürlich ein Deckel. Die Bienen nehmen das Futter zwischen den Wabengassen ab, wo sie nicht durch die Abdeckfolie daran gehindert werden (Siehe auch Foto in Schulungsmappe „Grundwissen für Imker“ 07-01-01). Dieses Futterdepot reicht etwa 14 Tage - eine günstige Zeit in Urlaub zu fahren. Die Bienen sind ja zunächst einmal versorgt.

Über das weitere Vorgehen im August-Infobrief mehr.


Winterfutter umgehend einkaufen!

Aufgrund der Situation am Zuckermarkt wird empfohlen sich baldmöglichst mit der notwendigen Zuckermenge für die Wintereinfütterung einzudecken!

 

Mit freundlichen Grüßen
Armin Spürgin
Fachberater für Imkerei

Regierungspräsidium Freiburg
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Veterinär- und Lebensmittelwesen
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